So etwas wie ein verspäteter Jahresabschluss mit läuferischem Rückblick auf das Wettkampfjahr 2018

Ganze drei Wochen der insgesamt 52 Wochen des neuen Jahres sind mittlerweile vorbei. Im Umkehrschluss läßt sich diese Tatsache natürlich auch positiv ausdrücken. Es liegen in diesem Jahr noch ganze 49 Wochen vor uns. Da diese Wochen sinnvoll verplant werden wollen, drängt die Zeit, das zurückliegende Jahr aus läuferischer Perspektive kurz Revue passieren zu lassen, um mögliche Konsequenzen für meine anstehenden Laufplanungen 2019 abzuleiten.                                                                                     [1438 more words]

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Beim Blick zurück muss konstatiert werden, dass das Laufjahr 2018 im Vergleich zu 2017, zumindest was die reine Anzahl meiner Wettkampfteilnahmen betrifft, ein relativ überschaubares und ruhiges Jahr geworden ist, was aber aufgrund der Einzigartigkeit des Vorjahres auch irgendwie zu erwarten gewesen ist. Den insgesamt zwölf Marathons aus 2017 – davon alleine drei Wettkämpfe über Distanzen von mehr als 100km und dem krönenden Erlebnishighlight in New York – stehen am Ende 2018 gerade einmal sechs erfolgreiche Wettkämpfe gegenüber. Selbst Eliuds Weltrekord-Wochenende von Berlin im September konnte kein wirkliches Jahreshighlight setzen und dem New York-Trip des Vorjahres nicht annähernd das Wasser reichen. Die Ursachen für den Jahresverlauf sind vielschichtig und einige liegen natürlich auch offensichtlich auf der Hand. Nicht zuletzt ein das Laufen erschwerender Jahrhundertsommer, aber mit Sicherheit auch ein mentales Sättigungsgefühl, welches sich aus der Wettkampf- und Erlebnisflut des Vorjahres in mir ausgebreitet hatte und sich in Form einer fortschreitenden Trainingsträgheit und einem ausgeprägten Motivationsdefizit manifestieren sollte, sind im Zusammenhang potentieller Ursachen unbedingt zu nennen.

Maßgebend für die temporäre Sättigung war mit Sicherheit auch die wiederholt suboptimale Periodisierung des Wettkampfkalenders 2018. Diesen Fehler gilt es in diesem Jahr unbedingt zu vermeiden, um nicht selbiges Schicksal zu erleiden. Aus den genannten Gründen sollte ich im Nachhinein deshalb auch zufrieden damit sein, dass es 2018 immerhin sechs Marathonläufe geworden sind. Dass es am Ende doch sechs geworden sind, das war mit unter anderem dem Umstand geschuldet, dass mein Start in Gladbach und Köln langfristig geplant war, da ich mich im direkten Anschluss an die 2017-Veranstaltungen dazu bereiterklärt hatte, auch im Folgejahr als Pacer an den Start gehen zu wollen. Mit meiner Zusage hatte ich damit die eigentliche Startentscheidung, die im Jahresverlauf 2018 möglicherweise negativ ausgefallen wäre, frühzeitig aus den eigenen Händen gegeben. Die Entscheidung in Gladbach zu starten war rückblickend vor allem anstrengend und bereitete mir definitiv mehr Frust als Lust. Klar, ein Marathon verlangt zur Bewältigung in den meisten Fällen ein gewisses Maß an physischer und mentaler Anstrengung, aber beim Santander-Marathon war die mentale Hürde besonders hoch. Zudem fehlte mir eine Woche nach der Enttäuschung beim VIVAWEST-Marathon für die zweite Teilnahme in Mönchengladbach jegliche Motivation, weshalb es mich verhältnismäßig viel Überwindung kosten sollte, um meine in dem Fall überschnelle Pacer-Zusage auch einzuhalten. Naja, eins steht zum jetzigen Zeitpunkt fest, 2019 findet der Santander-Marathon ohne mich statt – weitere vier Runden durch die trostlose und stimmungsbefreite Gladbacher-Innenstadt und meine Laufmotivation hätte womöglich bleibenden bis längerfristigen Schaden genommen.

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Medaille vom 6. VIVAWEST Marathon 2018

Betrachten wir die einzelnen Wettkämpfe genauer: Angefangen hatte die Wettkampfsaison 2018 relativ spät mit meinem Haustürmarathon im Mai – dem 6. VIVAWEST-Marathon, bei dem meine Teilnahme durch die heimatliche Hood zu keinem Zeitpunkt zur Disposition stand, da eine Teilnahme zur traditionellen Pflicht geworden ist und zudem galt es die “weiße 100%-Finisher-Weste“ weiter zu bewahren. Zudem hatte ich nach den rund vier Monaten, die nach dem letzten Wettkampf 2017 – dem Steinhart500 im November und dem erst Ende Mai stattfindenden VIVAWEST-Marathon verstrichen waren, mehr als ausreichend Zeit gehabt, um nach der inflationären 2018er-Wettkampfflut wieder etwas mehr Ruhe einkehren zu lassen. Deshalb war es mir im Vorfeld des VIVAWEST-Marathons dann auch seit längerer Zeit mal wieder gelungen, mich mit einem langfristigen und mehr oder weniger systematischen Trainingsplan auf einen Wettkampf vorzubereiten (die genauen Trainingsdaten der ersten 4 Monate von 2018 finden sich hier). An einen planmäßigen Trainingsplan war im Jahr zuvor mit einer Wettkampftaktung von durchschnittlich einem Wettkampf alle vier Wochen nicht wirklich zu denken. Die erforderliche Regeneration des einen Wettkampfes dauerte meistens bis zu einer Woche, die darauf folgenden Wochen mussten irgendwie überbrückt werden, um in der letzten Woche vor dem nächsten Wettkampf auch schon wieder die nächste Taperphase mit reduzierten Umfängen einzuläuten, um am Wettkampftag dann doch wieder einigermaßen frische Beine und das erforderliche Maß an Vorfreude entwickelt zu haben.

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Medaille vom 2. Santander Marathon in Mönchengladbach

Naja, wie auch immer – kommen wir zurück zum ersten Marathon in 2018. Das angestrebte Erfolgserlebnis beim VIVAWEST-Marathon unter der Marke von vier Stunden zu bleiben, blieb trotz einer nahezu perfekten Vorbereitung und der vorhandenen guten Form aufgrund suboptimaler Temperaturen am Wettkampftag mit annähernd 30°C  leider aus. Eine Woche später – es war Anfang Juni, stand dann auch viel zu früh der Marathon in Gladbach im Laufkalender. Aus der Retroperspektive betrachtet, muss ich zugeben, dass ich auf beide Marathons hätte verzichten können, ja vielleicht sogar verzichten sollen. Denn möglicherweise wäre es nach einem für meine Verhältnisse zu laufintensivem Jahr 2017 auch  sinnvoller und verantwortungsvoller gewesen, erst wieder zur Herbstsaison 2018 auf die Marathonstrecke zurückzukehren – aber hinterher ist man ja in den meisten Fällen schlauer. Zwischen Juni und August folgte nach den beiden Marathons ein ausgedehntes Sommerlaufloch – eine dreimonatige Wettkampfflaute mit einem nur marginalen läuferischen Anteil, dafür mit einem Überfluss an Sonne und einer durchwachsenen Fußball-WM in Frankreich. Diese Umstände führten nach und nach dazu, dass die Lust am Laufen langsam zurückkam. Durch glückliche Umstände kam ich während des Sommerlochs über die mitgliederinterne Startplatzverlosung vom Team-Erdinger-alkoholfrei an einen Startplatz für den Berlin-Marathon und mit dem immer näher rückenden Starttermin im Nacken konnte ich mich ab Mitte August dann auch tatsächlich wieder zum regelmäßigen Laufen aufraffen.

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Medaille vom 45. BMW Berlin Marathon 2018

Zur Einstimmung auf den Berlin-Marathon war für Anfang September ein Trainingswettkampf mit ein paar wenigen Runden beim 24-h-Lauf in Reken vorgesehen. Stundenläufe sind im Grunde genommen prädestiniert für einen Einsatz als Trainingswettkampf, da man sich die Wettkampfzeit individuell frei einteilen kann. Dazu fndet die Veranstaltung in der unmittelbaren Umgebung statt und ist darüber hinaus mehr als nur ein Lauf. Denn der 24-Stunden-Spendenlauf in Reken ist für mich in den letzten Jahren zu einer Art Klassentreffen mit vielen bekannten Lauffreunden geworden. Aus Trainingsgründen und dem bevorstehenden Berlin-Rendezvous wollte ich mich auf ein paar Runden beschränken. Aus den geplanten „paar Runden“ wurden dann doch ein paar Runden mehr, so dass unter dem Strich am Ende der Veranstaltung ein neuer persönlicher Rekord  und eine Gesamtdistanz von 134 km standen. Mit dem Rennverlauf und der daraus resultierten Belastung war natürlich auch klar, dass ich eine Woche später einmal mehr volldemoliert und untererholt am Start des nächsten Marathons stehen werde. Nach dem kräftezehrenden Reken-Wochenende folgte nur eine Woche später das Marathon-Wochenende in Berlin. Schon im Vorfeld hatte ich alle Erwartungen an eine für meine Verhältnisse einigermaßen schnelle Zeit begraben müssen. Die Muskelschmerzen in den Beinen waren weiterhin omnipräsent, deshalb stellte ich mich innerlich auf eine langsame Foto-Sightseeing-Tour durch unsere interessante Hauptstadt ein. Der Berlin-Marathon war trotz der schweren Beine ein lohnendes Erlebnis und jeden der 600 Kilometer der Anreise wert. Dass dieses Laufwochenende nicht an das NY-Wochenende heranreichen würde, war auch schon vorher klar.

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Medaille vom RheinEnergie Marathon Köln 2018

Und es ging Schlag auf Schlag weiter. Nach Berlin blieben mir ganze drei Wochen Zeit zur Regeneration, denn seit gut einem Jahr stand fest, dass mir Anfang Oktober beim Marathon in Köln die ehren- und verantwortungsvolle Aufgabe zuteil kommen würde, den 5:00h-Bummelbus wiederholt durch die Domstadt zu navigieren. Und für diese Aufgabe, so langsam einem die Zielzeit beim ersten Blick auch vorkommt, sollte man dennoch einigermaßen erholt sein. Am Marathontag in Köln stellte sich dann glücklicherweise heraus, dass die drei Wochen mehr als ausreichend waren, um die vorherigen Erlebnisse und Anstrengungen verdaut zu haben. Selbst die 17km-Wanderung zur Demo am Hambacherforst am Samstag vor dem Marathon sollten sich nicht negativ auf meine Leistung auswirken. Am Wettkampftag erreichte der 5-h-Bummelbus das Ziel punktgenau nach vier Stunden und 59 Minuten. Die Paceraufgabe hat wie so oft auch 2018 wieder riesigen Spaß gemacht, so dass ich meine Zusage für 2019 zeitnah geben konnte.

Zum Jahresabschluss warteten dann noch die 50 Kilometer beim Herbstwaldlauf in Bottrop, die diesjährige Ausgabe war nämlich eine ganz besondere, da es zum allerletzten Mal an Prosper Haniel der letzten noch aktiven Steinkohlezeche in NRW und auch in Deutschland vorbeigehen sollte. Am 21.12.2018 würde die letzte Kohle an Tageslicht gebracht, aber die Veranstaltung war nicht nur auf Grund des feierlichen Anlasses mehr als ok. Auch wenn ich im Nachhinein zugeben muss, dass ich auf die zweite 25km-Schleife durch die Kirchheller Heide gut und gerne hätte verzichten können. Obwohl der Herbstwaldlauf nach dem 24-Stunden-Lauf von Reken erst der zweite Ultra im Laufjahr 2018 gewesen ist, war er einen Monat nach dem Köln-Marathon trotzdem der letzte Wettkampf des Jahres. An weitere Starts hatte ich zwar zunächst kurz gedacht, den Gedanken dann aber doch schnell verworfen – damit endete mein Laufjahr 2018 äußerst frühzeitig schon Anfang November.

Aus der Retroperspektive betrachtet, war das zurückliegende Laufjahr für mich ein abwechslungsreiches und in jedem Fall motivational-turbulentes Laufjahr mit vielen Ups und Downs. Dass sich mein Marathon-Counter am Ende des Jahres doch um sechs Marathons erhöht hat, ist im Nachhinein mehr als in Ordnung und irgendwie auch zufriedenstellend. Geht es in den nächsten Jahren in ähnlichem Wettkampftempo weiter, dann habe ich die Summe von 100 Marathons in sechs Jahren zusammengelaufen, womit das Langzeitziel Laufen erreicht wäre…


In dem Sinne keep on RUNNING & ROck ‘n‘ ROll

Über SohlenRocker

Irgendwas zwischen laufverrücktem Kilometerfresser & multibewegtem Blogger. Ansonsten naturverbunden, outdoorbesessen, wissbegierig, sozialverträglich und ewiger SocialMedia-Neu-Entdecker...
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