Gestern war einer dieser Tage, wo zunächst alles danach ausgesehen hatte, dass es vom Wetter her nicht mit neuen Schmetterlingsbegegnungen passen würde. Der Morgen startete nah am Gefrierpunkt und dazu war es ziemlich windig. Im Tagesverlauf wurden die Bedingungen dann doch besser und zwischen den massiven Wolkenkonstellationen lugte immer mal die Sonne hervor, was die Temperatur auf sogar noch relativ warme 15° C ansteigen ließ. Also ging es gegen Mittag doch raus zur „Expedition“ in die nähere Umgebung, um an einigen Lokalitäten mein Glück zu versuchen, Schmetterlinge zu beobachten. [747 more words]
An den aufgesuchten Orte waren mir schon beim Laufen einige Tage zuvor neben Massen von potentiellen Futterpflanzen auch vermehrt weiße Falter aufgefallen. Denn mittlerweile weiß ich, dass das Vorhandensein spezifischer Futterpflanzen, die die Schmetterlinge in Abhängigkeit zum jeweiligen Entwicklungsstadium als Nahrung benötigen, Grundvoraussetzung und ein guter Indikator dafür ist, um in diesen Habitaten Schmetterlinge mit erhöhter Wahrscheinlichkeit antreffen zu können. Ist ja logisch, denn ohne Mampf kein Dampf!
Klar ist natürlich auch, dass es neben dem gezielten Suchen häufig zu Zufallsbegegnungen kommt, doch leider ergibt sich dabei nur selten ein ausreichend großes Zeitfenster, in dem sich das Exemplar absetzt, um es Fototechnisch brauchbar einfangen zu können. Durch das „Studium“ der Verhaltensweisen verschiedener Falterarten lässt sich also die Wahrscheinlichkeit steigern, um an passenden Orten bestimmte Schmetterlinge anzutreffen. Aber selbst mit dem Wissen erfordert eine jede Begegnung immer auch eine große Portion Glück.
Zu den zu beachtenden Verhaltensbesonderheiten, die die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung erhöhen, zählen beispielsweise die bevorzugten Futterpflanzen der Erwachsenenfaltern und auch der Raupen, dann natürlich die saisonalen Flugzeiten oder Eigenarten des Paarungsverhaltens (Hügelbalz beim Schwalbenschwanz) und sicherlich noch einige mehr.
Was die Futterpflanzen betrifft unterscheiden sich in manchen Fällen die Futterpflanzen von Raupe und Imago, was aber insofern nicht von entscheidender Bedeutung ist, weil die weiblichen Falter nach der Paarung zur Eiablage genau die von den Raupen benötigten Futterpflanzen anfliegen. Und in der Natur der Sache liegt damit auch, dass dort, wo vermehrt weibliche Falter anzutreffen sind, die männlichen Falter nicht allzu weit entfernt sein werden.
Aus diesen Vorüberlegungen heraus boten sich mir am gestrigen Tag – zugegebenermaßen ein wenig überraschend – eine ganzen Reihe von Begegnungen mit verschiedenen Schmetterlingsarten. Neben dem Kurzschwänzigen Bläuling, dem Kleinen Weißling, dem Aurorafalter und dem Waldbrettspiel konnte ich auch eine weitere Weißlingsart beobachten, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst wahrgenommen hatte, sondern lediglich als ein Weißling betrachtet hatte.
Im folgenden Beitrag soll es genau um diese Schmetterlingsart gehen – es handelt sich um den Grünader-Weißling (Pieris napi, Englisch: Green-veined White), der unter anderem auch als Rapsweißling bezeichnet wird.
Der in unseren Breitengraden (NRW) äußerst häufig vorkommende Rapsweißling hatte mich zunächst irrtümlicherweise vermuten lassen, dass es sich bei ihm um einen weiblichen Aurorafalter handeln würde, da nur einige Augenblicke zuvor ein männlicher Aurorafalter mit seinen markant orangefarbenen Flügelspitzen vorbeigeflogen ist. Erst bei genauerer Betrachtung und nachdem sich der Falter zum Nektartrinken auf die Blüte einer Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) absetze, konnte ich einen Blick auf seine Flügelunterseite werfen.
Es zeigte sich ein mir bis dahin unbekanntes Muster. Nach meiner Post-Recherche weiß ich jetzt natürlich, dass der Falter genau dieser charakteristischen Unterseitenfärbung seinen Namen verdankt. Die grünlich bis grünlichgrau beschuppten Adern auf der Unterseite der Hinterflügel sind das wesentliche Unterscheidungsmerkmal, das eine eindeutige Abgrenzung von anderen Weißlingsarten (Pieridae) ermöglicht.
Der tagaktive Schmetterling scheint was den Lebensraum betrifft relativ genügsam zu sein. Zu den typische Lebensräumen zählen unter anderem Waldränder, Wiesen mit beschatteten Bereichen, Baumhecken und bewaldete Flusstäler, aber auch trockene Habitate, wie sie in Parks und Gärten vorzufinden sind, werden von Grünader-Weißlingen bewohnt.
In Deutschland fliegen die Erwachsenen Falter in einem Zeitraum von April bis Oktober, wobei sich unter warmen Bedingungen die ersten Individuen bereits Ende März zeigen. Der Beobachtungszeitraum der Raupen erstreckt sich über einen Zeitraum von Mai bis Oktober. Der Grünader-Weißling fliegt bei uns jährlich in zwei bis drei Generationen. Die Überwinterung erfolgt als Puppe.
Und noch eine letzte Information zum Rapsweißling. Der im deutschen Sprachgebrauch verwendete Name Rapsweißling oder Raps-Weißling, der sich auf den lateinischen Namen (Pieris napi) bezieht, lässt zwar vermuten, dass Raps (Brassica napus) eine für den Falter wichtige Futterpflanze darstellt, allerdings konnte dies bisher noch nicht wissenschaftlich belegt werden.
So, das soll es dann auch zu diesem, wie ich meine, ansehnlichen Allerweltsfalter gewesen sein. Meine Sammlung füllt sich langsam aber beständig. Und ich bin schon jetzt gespannt, welcher Falter als nächstes meinen Weg kreuzen wird, um sich dabei vorzeigbar ablichten zu lassen. Mit dem Schwalbenschwanz hat es Gestern im Garten, was die Bildqualität betrifft, leider noch nicht hinreichend gepasst, dazu war der imposante Falter zu kurz in meiner Reichweite und ein Blatt vom Strauch, auf dessen Blüten er sich abgesetzt hatte, war leider für einen Volltreffer im Weg, so dass die schöne Zeichnung des Schwanzes teilweise verdeckt war. Trotzdem war es großartig diesen Falter wieder zu sehen und die Begegnung macht mir zumindest insofern Hoffnung, dass ich ihn in diesem Jahr noch des Öftern vor die Linse bekommen werde.
In dem Sinne – keep on Running, Rock n‘ Roll & immer dran denken mit offenen Augen sieht man mehr vom Weg!!!
QUELLENVERZEICHNIS (STAND: 28.04.2019)
Rapsweißling:
http://www.schmetterling-raupe.de/art/napi.htm
https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/tagfalter/rapsweissling/
Hier geht’s zum ersten Themenbeitrag der Serie Faszination Lepidoptera mit dem Tagpfauenauge, dem Zitronenfalter und dem Kleinen Fuchs:
Hier geht’s zum dritten Themenbeitrag Faszination Lepidoptera mit dem Waldbrettspiel:
Hier geht’s zum zweiten Beitrag der Themenreihe Faszination Lepidoptera mit dem Aurorafalter
Hier geht’s zum fünften Beitrag der Themenreihe Faszination Lepidoptera mit dem Großen Ochsenauge:
Hier geht’s zum sechsten Beitrag der Themenreihe Faszination Lepidoptera mit dem Braunen Waldvogel:
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