Der Wald ruft zur Bewährungsprobe im Freistaat – 100 km um den Inselsberg beim 11. Thüringen ULTRA 2017

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Nachdem im Laufe des Freitagvormittags alle Planungen abgeschlossen sind und meine gesamte Ausrüstung nach wiederholter Kontrolle im Wagen verstaut ist, kann die Mission 100k in Thüringen um 15:45 Uhr dann auch endlich starten. Gemäß Abmarschplan sollte es allerdings schon viel zeitiger losgegangen sein. Zudem hatte mein ursprünglicher Plan vorgesehen, dass ich mich noch vor der Autobahn bei LIDL mit Wegproviant eindecke. Aber wie das mit der Planerei nun mal so ist – erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Abgelenkt vom Programmieren des Navis finde ich mich von der einen auf die andere Sekunde auf der Autobahn wieder – natürlich ohne vorher den geplanten Boxenstopp eingelegt zu haben. Aber was soll’s?! Auf dem Weg wird sich sicherlich noch was Supermarktähnliches finden und zur Not tut es ja auch die Tankstelle, versuche ich mir beruhigend einzureden, zumal es noch gar nicht allzu lange her ist, dass ich zu Mittag gegessen hatte.

Inhaltsverzeichnis


den verkürzten kriteriengeleiteten Bericht zum Thüringen Ultra gibt’s hier – ich würde es sogar verstehen 🙂


Anreise und Wettkampfvorbereitung

|1.1 |Auf los geht’s los – Fröttstädt is calling…|

Mein Weg führt mich diesmal ins Dreistädteeck von Erfurt, Kassel und Göttingen unmittelbar in die Nähe eines der geografischen Mittelpunkte von Deutschland. Der Grund dafür, dass es nicht nur den einen geografischer Mittelpunkt gibt sondern mehrere, mag vielleicht zunächst irritieren, liegt aber daran, dass zur Bestimmung desselben verschiedene Methoden zur Anwendung kommen. Unterschieden wird in die Methoden, die entweder den Schnittpunkt oder den Schwerpunkt zur Ermittlung in den ittelpunkt setzen, wobei auch abweichende Bestimmungsmethoden denkbar sind. Erschwerend kommt zudem hinzu, dass die Staatsfläche Deutschlands durch so historische Ereignisse wie den Versailler Verträgen von 1918, den Ostverträgen von 1945 oder der Wiedervereinigung aus dem Jahre 1990 ständigen Veränderungen unterworfen war.

Der heutige Zielort Fröttstädt liegt zwischen Gotha und Erfurt in Thüringen, das genauso wie Bayern und Sachsen Freistaat ist. Sowohl von der Streckenlänge als auch von der Richtung ähnelt der Anfahrtsweg nach Fröttstädt dem Weg nach Eisenach zum Rennsteiglauf, was ganz bestimmt auch daran liegt, dass ich an Eisenach dem Startort des Supermarathons vorbeifahre und auch die markante Wartburg in der Ferne von der Autobahn aus erkennen kann.

Was ich trotz Anfahrtsplanungen allerdings nicht auf dem Schirm hatte, dass in manchen Teilen Deutschlands Anfang Juni schon die Sommerferien anfangen. Doch genauso sollte es sein – Ferienbeginn in Hessen – aber entgegen meinen Befürchtungen resultierend aus der Panikmache im Radio hatte das auf meiner Route gefühlt überhaupt keinen Einfluss. Und auch die Anzahl bremsender Baustellen hält sich nach dem Verlassen der heimatlichen Autobahnen Nordrhein-Westfalens erstaunlicherweise in Grenzen. Irgendwie fällt auch auf, dass je weiter ich mich dem Zielort Fröttstädt nähere, desto neuer aber gleichzeitig auch verwaister werden die Straßen, auf denen ich mich fortbewege.

Die Anfahrtsroute zum Austragungsort ist relativ simpel. Zunächst geht es für 20 km auf der A40 bis nach Dortmund, wo aus der A40 die B1 wird, die ich nach 14 km wieder verlasse, um auf die A44 Richtung Kassel zu wechseln. Mit 147 km ist dieser Abschnitt der längste meiner Anreise. Am Autobahnkreuz Kassel-Süd geht es dann für 55 km rüber auf die A7 in Richtung Frankfurt/ Würzburg und am Kirchheimer Dreieck auf die A4 in Richtung Berlin/ Dresden/ Erfurt, wo dann hoffentlich irgendwann nach 83 km eine Abfahrt 41a Waltershausen kommen wird und mich nach Fröttstädt bringt – so zumindest die Theorie…


|1.2 |Bis kurz vorm Ende läuft’s beinahe perfekt…|

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Wenn man dem Navi Glauben schenken möchte, war ich eben noch auf der A4 und befinde mich jetzt seit fast zwei Kilometern irgendwo in der Thüringer Botanik, parallel zu irgendeiner einer Straße, die laut Navi allerdings gar nicht existieren dürfte. Entweder ist hier ein Funkloch oder mein Navi ist in den Fritten. Jetzt bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich tue das, was man beim Verlaufen während eines Ultras unbedingt nicht tun sollte, nämlich einfach weiter geradeaus zu laufen und hoffen, dass man zurück zum Streckenkurs gelangt. Naja, was soll ich auch anderes machen, würde ich dem Ratschlag meines Navis folgen, würde ich morgen die Titelseite der Bildzeitung schmücken. Bitte wenden?! Wtf – wie soll ich bitte mitten auf der Autobahn wenden?

Weit und breit kommt lange Zeit erst mal nix, gar nix, überhaupt gar nix. Ich befinde mich irgendwo in der ostdeutschen Pampa – irgendwo im zivilisationsfreien Nirgendwo kurz hinter Eisenach. Es kommen weder Autobahnschilder noch die Abfahrt noch sonst irgendwas woran man sich hätte orientieren können. Nach gefühlt einer Ewigkeit kommt dann aber doch endlich wieder ein Schild – Ausfahrt 40b – da ich mir die Anfahrt zu Hause am Rechner bei Google-Maps angeguckt hatte, konnte ich mich vage daran erinnern, dass ich an der Ausfahrt 41 bei Walterhausen abfahren muss. Und wie es aussieht, scheint streckentechnisch doch alles gut zu sein. Allerdings ist es mittlerweile 19:50 Uhr – einen Supermarkt habe ich noch nicht gefunden und ehrlichgesagt bezweifele ich mittlerweile auch, dass es diesen hier irgendwo geben wird. Zu allem Überfluss löst sich auch meine  Portion Pasta von der offiziellen Pastaparty allmählich in Luft auf, da die Pastaparty um 20.00 Uhr endet…

Nach der Ausfahrt 41 Waltershausen geht es die restlichen Kilometer über Landstraßen direkt zur Pfarrgasse in Fröttstädt. Bei der Ortseinfahrt habe ich dann Gewissheit, dass ich da angekommen bin, wo ich hin wollte. Unter dem Ortsschild von Fröttstädt ist ein orangefarbenes Schild angebracht – „Thüringen ULTRA – Laufort“. Ab hier ist dann alles idiotensicher ausgeschildert, Verfahrgefahr besteht auch für mich keine mehr. Vom ersten Eindruck her fahre ich durch ein recht verschlafenes, aber durchaus beschauliches kleines Dörfchen. Bis auf ein paar nett renovierte Fachwerkhäuser nichts, was einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Am Ende der zentralen Straße wartet dann noch ein letztes Infoschild, welches mir das Ende der Autofahrt signalisiert und mich zum Ort des Geschehens dirigiert. „Caravan, Camping rechts, Besucherparkplätze links“ ist dort symbolisch zu sehen.


|1.3 |Ruhe vor dem Sturm – Übernachten 20 Meter neben dem Ziel…|

Es geht vorbei an mehreren Kleingartenparzellen direkt zum Dorfgemeinschaftshaus, wie das vereinsheimähnliche Gebäude hier genannt wird. Auf der Streuobstwiese, die sich vor dem Gebäude befindet, herrscht ein buntes Treiben – ein Hauch von Festivalstimmung liegt in der Luft. Die Wiese dient zum einen als Parkplatz und zugleich als Liegewiese für die Privatzelte. Im vorderen Teil des Platzes ist zusätzlich ein Bereich für Wohnmobile ausgezeichnet, was mit dem Gewicht der Fahrzeuge zusammenhängen wird. Teilweise sitzen die Leute unter ihren aufgebauten Pavillons trinken Bier oder lassen es sich anderweitig gut gehen. Die Stimmung auf dem Platz ruft in mir Erinnerungen aus vergangenen Campingtagen mit meinen Eltern hervor.

Als ich den Wagen an einer noch freien Stelle auf der Wiese abgestellt hatte, ist es mittlerweile 20.10 Uhr – Mission Anfahrt complete, Mission Pastaparty failed, aber was soll es?! Nach meiner Landung habe ich kurz die Lage sondiert, um zu checken, ob vielleicht bekannte Gesichter anzutreffen sind, was aber nicht der Fall ist. Da die Startunterlagenausgabe noch bis 21.00 Uhr besetzt sein soll, bleibt vorher noch genug Zeit zum Zeltaufbau. Nach zehn Minuten steht das Nachtlager und es geht kurz nach vorne zum Check-In die Startunterlagen abholen. Auf dem Rückweg nochmal über den Platz geschlendert und mir die nähere Umgebung angeguckt, aber Andreas und Co scheinen nicht hier zu sein. Da es mittlerweile schon so langsam zu dämmern begann, habe ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages dafür genutzt, um meine Ausrüstung für den frühen Start am Morgen griffbereit á la Alarmstuhl bei der Bundeswehr rauzulegen – gegen 22.00 Uhr wurde es dann auch schon allmählich Zeit zum Schlafen.

Den aufkommenden leichten Hunger vertreibe ich mit den letzten Kalorien, die ich zufälligerweise doch am Start habe – vier Riegel von Ultrasport, die seit dem SANTANDER-Marathon in Mönchengladbach noch im Rucksack schlummern. Nach der undelikaten Zuckerbombe schnell die Zähne putzen und ab ins Zelt. Das Einschlafen zieht sich ein wenig, knallende Autotüren, ein Zug der alle 30 Minuten donnernd in der Ferne zu hören ist und dieses permanente Hintergrundrauschen der A4, was nur noch durch den Lärm des Flugzeuges gestört wird, das die Turbinen zum Durchstarten aufheulen lässt – ansonsten ist es aber recht idyllisch und ruhig hier im beschaulichen Fröttstädt…

Gegen 22.30 Uhr erreichen mich per SMS die letzten Glück- und Spaßwünsche. Thorsten schreibt außerdem, dass Deutschlands U21-Nationalmannschaft 1:0 im EM-Finale gegen Spanien führt, olè – damit war nach den Leistungen aus dem Halbfinale ehrlichgesagt nicht zu rechnen. Nach und nach wird es ruhiger auf der Wiese, die Weckfunktion am Handy ist auf 03:00 Uhr eingestellt. Am Morgen soll es wohl auch ein optionales Frühstück geben – aber abwarten wie mein Appetit nach dem opulenten Abendessen dann gleich in fünf Stunden sein wird. Meine Erfahrung sagt mir, dass ich früh morgens meistens keinen großen Hunger habe, deshalb werde ich vermutlich verzichten und dafür dann länger liegen bleiben – aber mal schauen…


|1.4 | Startmorgen oder Startnacht je nachdem…|

Schon bevor mich mein Wecker aus dem Schlaf reißen kann, werde ich gegen 02:30 Uhr wach – die ersten motivierten Frühaufsteher stehen in den Startlöchern. Autotüren knallen, vereinzelte Gespräche und das Blinken einiger Zentralverrieglungen – mein zerknitterte Blick auf die Uhr offenbart mir, dass es eindeutig noch zu früh ist, um sich schon jetzt in die Laufschale zu schmeißen.

Und ganz nebenbei Hunger habe ich trotz ausgefallener Pastaparty auch keinen, deshalb dreh ich mich wieder um und vergrabe meinen Kopf nochmal im Schlafsack. Nach mehrmaligem Wegdrücken des Weckalarms ist gegen 03:25 Uhr dann aber auch wirklich das Maximale ausgereizt. Ich muss das Zelt abbauen und noch alles für den Start um 04.00 Uhr vorbereiten. Außerdem habe ich bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen können wie das hier überhaupt mit der Zeitmessung funktionieren soll, aber erst mal raus aus dem Zelt.

Als ich dann endlich aufgestanden war, wollte zunächst das Schlaflager aufgelöst werden. Wenn hier die Strahler vom Dorfgemeinschaftshaus nicht wären, wäre es stockdunkel und trotzdem sieht man nicht all zu viel, aber zum Glück habe ich meine Stirnlampe dabei. Matratze, Schlafsack und Kissen aus dem Zelt raus und auf der Rückbank zwischendeponiert, dann die Erdheringe rausziehen, die Kreuzstangen aus dem Zelt pulen und zusammenklappen und dann alles ab in die Zelttasche damit. Das Zusammenfalten der Zeltplane in ein Format, das in die viel zu kleine Tasche passt, gelingt aufgrund meiner morgendlichen Grobmotorik und alleine irgendwie nicht wirklich, ist aber auch nicht weiter tragisch – die Zeit ist begrenzt und im Auto ist noch genügend Platz.

Dann noch schnell die Matratze mit dem Seil so zusammenkomprimiert, dass wenigstens die Sicht nach hinten nicht komplett eingeschränkt ist. Dann den Schlafsack in die wasserdichte Tasche gestopft, was aber auch nur so halbwegs toll gelingt. Am Ende der Wegräumaktion ist alles eher schlecht als recht im Auto verstaut und bedarf zu Hause auf jeden Fall einer intensiven Nachbehandlung, damit beim nächsten Einsatz auch wieder alles dabei ist. Das ist aber vollkommen ok – zu Hause werde ich mehr Zeit als jetzt so kurz vor dem Start haben. Klar ich hätte mir den Zeltabbau auch für nach den Lauf aufheben können, nur bezweifle ich, dass ich zu dem Zeitpunkt agiler und motivierter gewesen wäre. Zudem war im Tagesverlauf mit Regen zu rechnen…

Nachdem mein Nachtlager aufgelöst ist, startet das automatisierte Vorstartprozedere mit den finalen Vorbereitungen wie Vaselinsalbung, Brustwarzentaping und dem Verschicken der letzten Gebete gen Himmel dafür, dass fußtechnisch alles gut geht und mich nicht selbiges Schicksal ereilt wie noch am Hollen vor einem Monat – denn eine Blase nach zehn von 111 Kilometern braucht kein Mensch.

Fehlt eigentlich nur noch der Chip für die Zeitmessung, wo es den allerdings gibt, weiß ich bis jetzt immer noch nicht. Aber wie heißt es so schön? Nur dem Fragenden kann geholfen werden! Also beim Zeltnachbarn nachgefragt wie das hier mit der Zeitmessung funktioniert. Er erklärt mir, dass ich mir vor dem Start den Tracker im Meldebüro abholen kann.

Ok gut zu wissen, dann also noch kurz zum Meldebüro den besagten Tracker abholen, der fortan rotblinkend an meinem Handgelenk hängen wird. Das Armband, das ihn hält beziehungsweise halten soll, weckt in mir allerdings kein großes Vertrauen – vor allem wenn man bedenkt, dass bei Verlust 50 € gezahlt werden dürfen. Deshalb werde ich ihn vor allem auf den ersten zwanzig Kilometer vermehrt im Blick halten.

Danach geht es nochmal schnell zurück zum Auto, um den zurückgelassenen Rucksack aus dem Kofferraum zu holen, um mich dann endgültig in Richtung Start zu bewegen. Um 03:55 Uhr komme ich im Dorfgemeinschaftshaus an, das auf dem Weg zum Start liegt – hier findet gerade ein Briefing statt. Eine schlecht zu verstehende Person der Organisation steht auf einem Tisch und richtet die letzten Worte an die wenigen interessierten Läufer, die sich um ihn herumscharren – nichts für mich, ich geh direkt weiter zum Start…

Als ich am Ende des Startfeldes angekommen bin, treffe ich direkt Andreas. Er erzählt mir, dass er sich für heute das Ziel gesetzt hat unter dreizehn Stunden zu bleiben. Ok?! Aber das ist mir eindeutig zu ambitioniert, nach den beiden traumatisierenden Misserfolgen vom Bödefelder Hollenlauf und dem SANTANDER Marathon in Gladbach ist und bleibt mein heutiges Tagesziel gesund und mit Spaß innerhalb von 15 bis 16 Stunden im Ziel anzukommen.

Warum ich ihn nicht auf meiner Runde hier am Parkplatz getroffen habe, wird auch klar, er hatte sich mit seiner Freundin in einem Hotel bei Gotha einquartiert. Zudem ist er hier schon gelaufen und will heute seine vor zwei Jahren erreichte Bestzeit toppen. Peer kann ich allerdings nicht sehen. Dann scheint es endlich los zu gehen – die Starter um mich herum setzen sich allmählich in Bewegung – ich folge ihnen zunächst im Gehschritt. Wie schon des Öfteren vergesse ich nach dem Start die Aufzeichnung meiner Uhr zu starten – was mir heute allerdings recht früh auffällt und ich mit 400 Meter Verspätung nachhole.


|1.5 |Meine Gemütslage so unmittelbar vorm Start|

Wenn überhaupt, dann bin ich minimal aufgeregt, aber eher entspannt und gleichzeitig gespannt wie sich der Akku beim Feldversuch über 100 km schlagen wird und ob das Rennen einen erfreulicheren Ausgang finden wird als noch vor einem Monat beim Hollenlauf durch das Sauerland.


Wettkampf – 100 km bis zum Sieg

|2.1 | Laufend in den Tag: | 1. Abschnitt | 27,39 km |

| Laucha – Sondra – Schmerbach – Ruhla|


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Beim Start um 4:00 Uhr ist es wettertechnisch trocken und wie es zu der Uhrzeit zu erwarten war noch stockdunkel. Die Fackeln die zu Beginn am Wegesrand aufgestellt sind, verleihen dem ersten Teil der Strecke eine besondere Mystik. Zudem sorgen sie dafür, dass ein Verlaufen unmöglich ist. Auch für den weiteren Streckenverlauf wurde markierungstechnisch alles getan, damit in den dämmernden Morgenstunden allen dieses Schicksal erspart bleibt. An kritischen Stellen sind Blinklichter in rot oder weiß entweder an Stöckern im Boden oder an Sträuchern und Bäumen befestigt. Im Hinblick auf geplante eigene Veranstaltungen eine zumindest für die frühen Morgenstunden gute Idee, allerding wird das in urbaner Umgebung dann wohl doch eher weniger praktikabel sein.

Es geht zunächst raus aus dem Dorf und zu meinem Erstaunen sind hier manche Dorfbewohner tatsächlich so positiv verrückt, dass sie auch um diese unmenschliche Uhrzeit draußen an der Straße stehen und uns in unser Abenteuer verabschieden. Es geht zunächst über landwirtschaftlich genutzte Feld- und Wiesenstraßen in Richtung Thüringer Wald. In der Ferne ist auch schon der Inselsberg zu erahnen, um den wir heute unsere große Runde drehen werden. Die ersten 5 km sind recht entspannt, schnell finde ich mich in einer größeren Gruppe von Läufern wieder, deren Tempo ich ohne große Mühe folgen kann. Es geht auf asphaltierten Wegen über die Dörfer – die Blinklichter an den kritischen Stellen und das U mit Pfeil für die Richtung am Boden alle paar Meter weisen uns den Weg.

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Am VP bei km 10 gibt es für mich dann endlich auch was zu Essen – zwei Käsestullen mit einem ISO sind für das Frühstück um halb sechs mehr als zufriedenstellend. Nach dem VP beginnt dann auch schon der lange Weg durch den Wald. Der Wechsel von ebener Straße zu bewurzeltem Waldwegen fordert unmittelbar vor mir seinen Tribut, als sich kurz nach einander zwei Läufer langmachen. Ich bin alarmiert und achte fortan auf einen ausreichend hohen Fußhub, um mich nicht auch am Boden wiederzufinden.

Die Sturzursache liegt meiner Meinung nach auf der Hand, es muss mit der unsauberen Lauftechnik des „Ultraschlappschrittes“ zusammenhängen, den sich viele Ultras über die Jahren und den unzähligen zurückgelegten Kilometern und ohne dagegen anzutrainieren angewöhnt haben. Diese ökonomische Nachlässigkeit ist wahrscheinlich ein schleichender Prozess, der wohlmöglich unterbewusst abläuft. Lauf-ABC wäre ein probates Mittel, das aber mit Sicherheit nur die wenigsten hier am Ende des Feldes regelmäßig ins Training integrieren. Zum geringen Teil werden sicherlich aber auch die Lichtverhältnisse mitverantwortlich sein, die allerdings nach und nach besser werden. Trotz fortschreitender Tageszeit will es so richtig hell aber dann doch nicht werden, was daran liegt, dass der Himmel stark bewölkt ist. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es anfangen wird zu regnen, aber noch ist es trocken.

An einem der folgenden Anstiege fragt jemand von hinten: „Was hast du denn da hinten im Rucksack dabei? Ist das ein Stativ?!“ Stativ – ich bin irritiert und muss kurz nachdenken bevor ich erahne was er meint. Antworte dann aber zeitnah: „Ach so, nein das ist meine Angel?“, worauf er mich noch viel irritierter anguckt als ich es zuvor aufgrund der Frage war. „Nein quatsch, das sind  Trekkingstöcke, die werde ich später brauchen, wenn ich überwiegend im Wandermodus unterwegs sein werde“.

Was auf den ersten 20 km sowieso auffallend ist, dass im Vergleich zu anderen Ultraveranstaltungen nur wenige überhaupt einen Rucksack dabei haben und Stöcke sind sogar eine echte Rarität. Aber was soll es, auch wenn ich meine gar nicht gebrauchen werde, dann ist es umso besser und die paar 100 Gramm fallen nicht wirklich ins Gewicht.

Als ich um kurz nach sechs Uhr mittlerweile 18,5 km auf der Uhr hatte, fängt es minimal zu tröpfeln. Alles kein Problem zumal ich drauf eingestellt war und es sich eigentlich auch schon die ganze Zeit über angekündigt hatte. Zunächst sind es auch nur ein paar Tropfen, die sich allerdings innerhalb der folgenden Stunde zu einem kräftigen Wolkenbruch weiterentwickeln werden. Hatte ich erst noch gehofft, dass es sich nur um einen kurzen Schauer handelt, wurde ich spätestens nach 15 Minuten eines besseren belehrt. Als ich an der nächsten VP angekommen bin, war ich klatschnass und der Regen nahm trotzdem in der Intensität noch weiter zu. Es schüttet wie aus Eimern, wenn in dem Moment die Arche mit Noah an mir vorbei gefahren wäre, hätte es mich nicht weiter gewundert…

Nach der Stunde im Dauerregen komme ich gegen 7:30 Uhr am VP Glasbachwiese bei km 27 an. Neben der VP befindet sich an der Glasbachwiese ein großer Wanderparkplatz mit öffentlichem WC und überdachten Sitzmöglichkeiten. Beeindruckend am VP Glasbachwiese sind in jedem Fall die auf Almhütte lackierten Toiletten. Der VP ist gleichzeitig die erste Wechselzone für die Staffeln und auch der Chip kommt hier zum ersten Mal zum Einsatz, nämlich um die erste Zwischenzeit zu messen. Einige Staffelläufer nutzen den überdachten Teil neben den futuristisch gestalteten Toiletten zum Umziehen, um von hier dann zurück nach Fröttstädt gebracht zu werden.

Da die Schirme am VP nur minimalen Schutz vor dem massiven Regen bieten, verzichte ich auf einen Zwischenstopp mit Iso-Cola-Gemisch und steuere direkt den Unterstand an. Das Unterstellen bringt zwar nicht mehr wirklich viel, weil ich sowieso klitschnass bin, aber ich habe zumindest die Möglichkeit, um mir meine Regenjacke stressfrei und trocken aus dem Rucksack zu kramen. Mein Halt ist dennoch relativ kurz, für einen Moment überlege ich, ob ich nicht doch die einladende Örtlichkeit nutze, der Oppa hätte sich diese Chance ganz sicher nicht nehmen lassen, aber ich verzichte dann doch und es geht direkt weiter in den Wald, die aufgekeimte Übelkeit von heute Morgen scheint verflogen.

Laut Urkunde bin ich nach 3:34 h an der ersten Zeitmessung gewesen – zeittechnisch läuft also alles nach Plan und auch körperlich fühle ich mich gut. Laufen im Regen hat irgendwie was Spezielles und macht riesen Spaß.


|2.2 | Wasser marsch: | 2. Abschnitt | 27,74 km |

| Hoheborn – Mommelstein – Brotterode – Kleinschmalkalden – Seligenthal |


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Nach dem VP bei km 27 wird es für längere Zeit ein nicht nur ziemlich nasser sondern auch ein verdammt einsamer Lauf durch den Wald. Zunächst versuche ich noch alles, um nasse Füße zu vermeiden, das gelingt auf Grund der Wassermassen, die sich auf den aufgeweichten Wegen sammeln nicht wirklich – vor allem in den Reifenrillen der Mountainbikes, die mir schon beim Kleinen-Einladungs-Ultra negativ aufgefallen waren, sammelt sich das Wasser, und auch von der Jacke fließt es von oben nach. Nach nur kurzer Zeit gleicht das Innere meiner Schuhe einem Feuchtbiotop, wohin das führen kann, daran kann ich mich noch gut erinnern.

Als bei meinem ersten 100-km Lauf dem Hollenlauf 2013 vergleichbare Verhältnisse herrschten, hatte sich im Verlaufe des Laufes ein Großteil meiner beiden Fußsohlen dermatologisch verabschiedet. Fußballen und Ferse waren die in Mitleidenschaft gezogenen Stellen. Der Lauf hat sich bei mir als traumatisierendes Fußsohlenmassaker in mein Langzeitgedächtnis eingebrannt. Selbst der Zugspitz-Ultra-Trail mit vergleichbaren Wetterbedingungen hatte nicht zu solch schmerzhaften Folgeerscheinungen geführt.

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Für längere Zeit dienen mir eine Läuferin in einem kurzen grauen Laufdress und ihre Radbegleitung als visuelle Orientierung und Entfernungsanker. Die beiden sind zu bedauern, weil sie unverständlicherweise keinerlei Wetterschutz im Gepäck haben – aber vor allem die Radbegleitung hat durch das feucht-nasse Wetter und zu fahrende Tempo echt die Arschkarte, mit ihm tauschen würde ich um keinen Preis. Im Ziehharmonika-Prinzip bewegen wir uns vorwärts durch den Wald. Wenn es bergab geht kann ich sie beinahe einholen, wenn ich allerdings auf den Bergauf-Passagen in den Walkmodus zurückschalte, verschwindet sie zunehmend aus meinem Blickfeld.

Eingepackt in Regenjacke und Kapuze befinde ich mich recht abgeschirmt vom äußeren Drumherum – irgendwie in meinem eigenen geschützten Kosmos, irgendwie seifenblasenähnlich, nah und sicher. Streckenbeschaffenheit und Regen lassen sich zwischen Kilometern 30 und 40 optimal ausblenden, dennoch bekomme ich im Unterbewusstsein vieles mit. Beispielsweise, dass es an einem Wildgehege vorbeigeht, da ich bei genauerer Betrachtung und mit ein wenig Phantasie einige Hirsche oder Rehe am anderen Ende des Geheges erkennen kann – eine der wenigen Erinnerungen, die ich aus der Retroperspektive an diesen frühen Teil des zweiten Streckenabschnitts überhaupt habe.

An der nächsten Steigung ringe ich mich dann endlich dazu durch, um meine Stöcke auszupacken – aber was soll der Scheiß denn jetzt? Einer der Stöcke lässt sich nicht aus der Arretierung lösen und durch den massiven Regens sind meine Hände irgendwie rutschig und es will mir einfach nicht gelingen das Problem zu lösen. Alle Versuche den Stock komplett rauszuziehen bleiben ergebnislos, sodass ich es nach mehrmaligen erfolglosen Versuchen dabei belasse und mich innerlich drauf einstelle, dass ich die restlichen 60 km mit zwei verschieden langen Stöcken laufen darf.

Na das ist doch mal ganz toll, aber wenn ich eins aus meinen bisherigen Ultraläufen gelernt habe, dann die Erkenntnis, möglichst schnell das zu akzeptieren, was sich nicht mehr ändern lässt. Das ist zwar eigentlich mein Mantra für widrige Wetterverhältnisse, kommt mir aber auch bei der aktuellen Problemlage direkt in den Sinn. Im Gegensatz zum Hollenlauf, wo ich mit Wetter und Temperaturen so gar nicht zu Recht gekommen bin, klappt es diesmal entscheidend besser und führt zum gewünschten Effekt. So ist auch schnell eine Stocktechnik gefunden, die das Beste aus den suboptimalen Bedingungen herausholt. Dazu nehme ich den kurzen Stock an bergauf Passagen so in die rechte Hand, dass sich der Längenunterschied relativiert – zudem passe ich den Einstechwinkel und -abstand zum jeweiligen Fuß an.

Am VP km 49 Kleinschmalkalden kommt es dann zum unerwarteten Wiedersehen mit Andreas, der sich für heute ja eigentlich einiges vorgenommen hatte – aber naja wie das nun mal mit der Planerei so ist…

Nichts ahnend steht er da am VP bei dem Wetter mit seinem ärmellosen Shirt und ohne Regenjacke. Er hat eindeutig die falsche Kleiderwahl getroffen hat. Er befindet sich einer Krise, er friert und will eigentlich aussteigen, doch ich kann ihn überreden weiter zu machen, was mir beinahe im weiteren Verlauf zum Verhängnis werden sollte, aber dazu später mehr.

Es erfolgt ein äußerst entspannter Streckenabschnitt, es geht auf einem optimal asphaltierten Fahrradweg gut sieben Kilometer bergab und auch das Wetter hatte sich mittlerweile merklich beruhigt. Mich erinnert der Abschnitt des Mommelstein-Radwanderweges irgendwie an die Erzbahntrasse meiner heimatlichen Trainingstrecke – allerdings mit dem feinen Unterschied, dass sich hier linksseitig massives Gestein befindet und es rechtsseitig gut zwanzig Meter steil hinabgeht. Im weiteren Verlauf geht es über ein zur Brücke umgebautes Aquädukt und durch den Hunsrück-Tunnel.

Aber nicht nur die besseren äußeren Bedingungen der asphaltierten Strecke und des Wetters sorgen im Vergleich zu den überwiegend matschigen Wald- und Wiesenautobahnen für Abwechslung, auch die Unterhaltung mit Andreas lenkt den Fokus meiner Aufmerksamkeit für Momente weg vom Laufen.

Um 11:21:58 Uhr ist das nächste größere Zwischenziel erreicht und bis hierhin zum VP km 55 am Sportplatz Seligenthal/ Floh ist soweit auch alles recht spassig – wir unterhalten uns über belanglose Themen – die Vorteile, die die Einnahme von BCCAs während eines Ultras hat, über den Double-H-Ultra, den er vor drei Jahren leider nur einmal veranstaltet hatte und vieles anderes mehr – alles ist super, alles ist toll. Am VP beschwert er sich über die magere Auswahl für vegane Läufer. Eine der Helferinnen rät ihm zu den Broten mit der „veganen Butter“ – er versteht nur Bahnhof. Sie drauf auf die Margarinepackung zeigend „ Und auch unter dem handelsüblichen Namen Margarine bekannt ist“. Ich rate ihm mal die Leberwurst zu probieren, die allerdings so vegan gar nicht ist, aber echt lecker schmeckt. Schon beim Anblick der Wurst vergeht ihm der Appetit. Wir scherzen noch ein wenig mit den Leuten vom VP – aber das Scherzen sollte mir alsbald vergehen, denn die Strecke wartet mit einem seiner topografischen Leckerbissen. Von nun an geht es stetig bergauf, auf den folgenden sechs Kilometer wollen 400 Höhenmeter überwunden werden – es geht vorbei am Jobststein auf 650 m NHN weiter über den Mittleren Höhenberg bei 740 m NHN.

Sportlich betrachtet liege ich bei Halbzeit mit einer Laufzeit von 07:21:58 Stunden für die 54 Kilometer im Rahmen meines selbst gesteckten Zieles. Vor allem wenn man das Wetter und die fordernde Streckenprofilierung berücksichtigt, kann ich mehr als zufrieden sein, aber noch ist nichts gewonnen – etwas mehr als ein Marathon warten noch auf mich…


|2.3 | Zeit zum Kriseln | 3. Abschnitt | 22,03 km |

| Tambach-Dietharz – Finsterbergen |


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Hier wird es dann hart – weil mich mein Wegbegleiter überwiegend mit seinen persönlichen negativen Erinnerungen vollmüllt. Seine Worte werden in meinen Gedanken zu Bildern, die in mir Emotionen auslösen…

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Ich befinde mich mittlerweile irgendwo ein paar Kilometer hinter dem VP am Sportplatz in Seligenthal wahrscheinlich zwischen km 55 und 58. Ich atme schwer und irgendwie habe ich ein verdammt flaues Gefühl in der Magengegend. Es geht stetig bergauf. Ich bleib kurz stehen. Andreas überredet mich zum kurzen Hinsetzen, damit ich meine „körperliche Aktivierung“ runterfahren kann, wie er meint. Dies hilft zunächst auch wunderbar – nur ist der Effekt von äußerst kurzer Dauer – vor allem weil mein Nebenmann permanent irgendwelche negativen Erinnerungen aus seiner Laufvita absondert, die ich mir gezwungenermaßen anhören muss. Hier hat er sich übergeben, da ist er aufgrund von Magenproblemen eingebrochen, da musste er das Rennen aufgeben – so das Credo seiner Erzählungen. Das ist in dem Moment eine Überdosis an überflüssigen Informationen, die mich überfordern. Vor allem habe ich Null Bock es mir anzuhören, geschweige denn mich überhaupt damit gedanklich auseinandersetzen zu müssen – scheint er allerdings nichts vn zu merken.

Es blieb eigentlich nur ein Möglichkeit dem Stressor zu entrinnen – da ich in dem Moment nicht schneller laufen konnte, musste ich also langsamer werden – gesagt getan und ich hatte meine Ruhe zurück. Auf dem Streckenstück bis zum Jobstein konnte ich mich dann wieder einigermaßen fangen, weil ich mich voll und ganz auf mich und meine Gedanken konzentrieren konnte, was zum Zeitpunkt zunehmender Erschöpfung bitter nötig ist, damit meine Gedanken nicht ins Negative kippten, was mir in der Folgezeit auch konsequent gelingen sollte.

Nach dem VP Am Jobstein bei km 59 sind es bis zur nächsten Tankstopp ganze 9 km, was im Vergleich zu den sonstigen Distanzen zwischen den VPs recht weit war. Doch nach nur zwei Kilometern kam eine Überraschung in Form eines zusätzlichen VPs, der von ehemaligen Teilnehmern betreut wurde, die hier direkt neben der Strecke wohnen. Sie erzählen mir, dass sie früher selbst am Ultra teilgenommen haben, aber für 100 km mittlerweile zu alt sind und auf diesem Wege trotzdem eine Möglichkeit gefunden haben, um an dem Event teilnehmen zu können. Aus Höflichkeit schnappe ich mir ein TUCK-Keks, bedanke mich ganz herzlich und mache mich direkt wieder auf den Weg. Den Schildern am Wegesrand nach zu urteilen bin ich aktuell auf dem Rennsteig unterwegs.

Nach 68 km kommen wir ins Dörfchen Tambach-Dietharz. Vorher aber geht es vorbei an einem Waldschwimmbad – Wasser hatte ich heute schon zu Genüge. Links werden wir die ganze Zeit von Gesteinsformationen begleitet – an denen ich in Gedanken herbouldere, aber zum Klettern bleibt leider keine Zeit. Das Wetter hat sich beruhigt. Es ist mittlerweile beständig trocken und trotz geschlossener Wolkendecke wird es für meine Regenjacke schon viel zu warm – also kurzes Sitin am VP, um die Jacke zu verstauen. Und da ich schon Mal sitze, nutze ich die Gelegenheit, um mir die kleinen lästigen Steinchen aus den Schuhen zu entfernen. Währenddessen ein kurzer Schnack mit den Helfern des VPs, eine Käsestulle auf die Hand und weitergeht es. Ob ich noch ein Foto haben möchte, fragt mich einer der Anwesenden. Klar möchte ich – dann doch noch schnell das Foto von mir vor der Fressbude. Wenn man von sich aus schon nett fragt, dann kann ich natürlich nicht ablehnen – so viel Zeit muss sein und so viel Zeit habe ich immer, danach geht es aber weiter.

Kurz bevor es wieder zurück in den Wald geht, liegt bei Km 71 noch der VP Neues Haus. Auf dem Schild am Richtungsbaum ist zu lesen, dass wir uns hier am Vierpfennighaus auf 545 mNN befinden. Aufgrund des interessant klingenden Namens habe ich zu Hause dann mal GOOGLE gefragt, was es damit auf sich hat. GOOGLE verrät mir, dass das Vierpfennighaus ein ehemaliges Zollhaus ist, das mittlerweile zur Waldgaststätte umfunktioniert wurde. Der Information des Touristikbüros nach soll in dem 1819 erweiterten Gasthaus ein Wegzoll in Höhe von ein 3 bzw. 4 Pfennig erhoben worden sein?! Weitere Informationen lassen sich hierzu auch im internet leider nicht generieren.

Km 76 –  der Sportplatz Finsterberge fasziniert mich zunächst mit einem fast „runden Haus“ zwischen den beiden Sportplätzen, dank der Form und der großen Anzahl an Fenstern hätte man das Geschehen auf beiden Fußballplätzen gleichzeitig verfolgen können – in jedem Fall kurios – VIP-Spezial. Beim Smalltalk am VP erzähle ich nebenbei von meinem Stockproblem. Als ich ihnen dann erzähle, seit wann ich dieses Problem habe, kann man sich ein Lachen nicht verkneifen.

Und dann passiert, was ich eigentlich nicht mehr für möglich gehalten habe. Einer der beiden Helfer lässt sich von mir den Stock geben und behebt das Problem innerhalb von Sekunden. Das Problem, dass ich seit km 30 die letzten zehn Stunde hatte, aber aufgrund meiner schmierig-feuchten Finger nicht lösen konnte. Meine Helden des Tages!!! Also nochmal auch von dieser Stelle aus herzlichen Dank für den Einsatz!!! Auch wenn ich die restlichen 24 km sicherlich auch noch ohne Haltungsschäden überstanden hätte, war es ein positives Ereignis, das positive Emotionen auslöste und von der so gewonnen Motivation konnte ich die nächste Stunde zehren.

Sportlich betrachtet habe ich für den Dritten insgesamt 24.20 km langen Streckenabschnitt 03:42:32 Stunden benötigt. Der Sportplatz in Seligenthal-Floh bei 76 Kilometern war um 14:55:55 erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit 10:55:55 Stunden auf den Beinen unterwegs. Im Vergleich zur 75-km-Zeit vom  Hollenlauf mit 11:09 eine Leistungssteigerung von knapp 15 Minuten.


|2.4 | Endspurt: | 4. Abschnitt | 23,06 km |

|Friedrichroda – Bad Tabarz – Cabarz – Langenhain – Walterhausen – Gotha/ Hörselgau/ Fröttstädt |


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So positiv der reparierte Stock am Ende des zweiten Abschnitts auch war, im  dritten Abschnitt tritt ein, was im Grunde zu erwarten war…

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Nach 11:55 h und 82 absolvierten Kilometern quittiert mir meine Uhr jegliche Unterstützung. Mit der Uhr verliere ich die entscheidende Möglichkeit mich zwischen den VPs abzulenken und mich zu motivieren. Dann zeigte sich mal wieder wie klein die Welt wirklich ist, als ich im fernen Thüringen jemanden aus Bochum kennengelernt habe, kurz unterhalten – unsere Wege trennen sich aber ziemlich schnell wieder, da er sich die Strecke mit seiner Frau geteilt hat und noch frisch ist und ich mich aber schon seit einiger Zeit ordentlich am Quälen bin. Ich erzähl ihm von meinem Uhrproblem, aber ihn hat es hinsichtlich seiner Uhr wohl auch erwischt. Er zeigt mir seine Uhr, die er in der Hand hält, das Armband ist gerissen. Das ist natürlich mindestens genauso doof, aber dafür funktioniert noch Akku sein.

VP km 86 mit Kneippschen Tretbecken – wie schon beim Hollenlauf vor einem Monat begegnet mir auch hier wieder eines dieser Kneipbecken, das bei der 40°C-Challenge des letzten Jahres als Ganzkörper-Bewässerungsanlage umfunktioniert wurde, wie mir die Damen vom VP bei meinem kurzen Sitin berichten. Sitin deshalb schon wieder, weil ich schon wieder diese piesackenden Steinchen im Schuh habe, also zum letzten Mal für Heute sitzender Boxenstopp, Steine entfernen, Socken richten und weitergeht es.

Von hier aus sind es nur noch 14 km – Zeit für Streckenmathematik – das sind gerade einmal 2 mal 7 km – was in etwa meiner Trainingsstrecke zur Jahrhunderthalle nach Bochum und zurück entspricht – wenn ich auf dieser Streckenlänge im Training flott unterwegs bin, würde ich keine 70 Minuten mehr brauchen – aber leider ist das aktuell fernab jeglicher Realität. Mit 86 km in den Beinen kann ich froh sein, wenn ich in knapp zwei Stunden zurück in Fröttstädt bin und damit wäre ich mehr als zufrieden. Viel geht nämlich nicht mehr, obwohl gehen tut es eigentlich immer, nur die Laufpassagen werden kürzer und kürzer. Zum Glück bestehen die letzten knapp 8 km laut Topografie überwiegend aus abschüssigen Gelände, allerdings fühlen sich die Passagen, die ich dann noch zu laufen habe – in der Realität nicht wirklich so an.

Den Wald haben wir mittlerweile hinter uns gelassen, es geht über Wiesen und Feldwegen vermehrt durch offenes Gelände. Die offene Landschaft ermöglicht einen weitschauenden Blick, man erkennt Läufer in der Ferne, die für mich zugleich Orientierung und Motivation sind. Nichts ist motivierender als den Abstand zum  Vordermann nach und nach zu verkürzen, um ihn dann irgendwann zu überholen.

Am dann folgenden VP bei km 92 in Langenhain halte ich mich nicht mehr allzu lange auf. Gleich kommt „die Überraschung“ von der Andreas erzählt hatte, deshalb nur schnell ein Schluck Cola und direkt weiter. Durch den extrem kurzen Zwischenstopp überhole ich beiläufig die beiden Mädels, die mit ihren neongelben Shirts vom Mauerweg gefühlt schon seit einer Ewigkeit vor mir herlaufen und mir als Horizontanker im weiten Grün dienten. Auf den letzten Kilometern eines Ultramarathons gibt es zwar nur wenig, was motivierender ist als die Distanz zum vorauslaufenden Läufer stetig zu verkürzen, sich an ihm regelrecht heranzusaugen, um ihn dann irgendwann schlussendlich zu überholen. Aber ich weiß auch, dass man an den VPs gegen Ende eines Ultras viel Zeit liegen lassen kann, deshalb sollte man sich kurz fassen, was ich mit meinem Blitzstopp beherzige . Zudem ist der nächste Horizontanker schon im Visier – da VP 95 schon Kilometer vorher am Horizont zu erscheint.

Und bei Km 95 – wartete dann der legendäre Kilometer 95 – die Partyhochburg – die Überraschung von der mir Andreas schon bei Kilometer fünfzig erzählt hatte. Aber wirklich von den Socken haut er mich nicht, aber mal was anderes. Nach der sonst überwiegend besinnlichen Stille herrscht hier eine fast schon surreale Atmosphäre. Mit dem Feldstecher wird die Startnummer eines jeden Läufers aus der Ferne ausgekundschaftet  und dann wird ein Jeder namentlich empfangen – laute Musik ertönt aus den Boxen, Damen mit Pompons stehen Spalier. Der ganze Trubel nach all der Stille ist fast schon ein wenig überfordernd. Danach geht es mehrere Kilometer auf dem Bürgersteig durch ein Industriegebiet – in der Ferne ist die Akustik der A4 nicht zu überhören, die mir schon beim Einschlafen negativ aufgefallen war.

Km 98 – letzte VP und dann geht es ab durch Fröttstädt – Cola für die letzten 2 km brauche ich keine mehr – man bietet mir ein Bier an, aber ich lehne dankend ab. Noch ein schnell ein Foto von der geleisteten Distanz als Beweis dafür, dass ich auch wirklich hier war und dann bin ich endlich wieder zurück in Fröttstädt.

Das 99-km-Schild im Vorgarten mit dem Spruch: „Umdrehen? Lohnt nicht!“, ringt mir noch nicht einmal ein müdes Lächeln ab. In der letzten Gasse vor dem Ziel liegt noch ein „Checkpoint“, der nur dazu dient, um dem Moderator die Startnummer des Ankömmlings mitzuteilen damit man diesen im Ziel namentlich empfangen kann. Es geht vorbei am kleinen Feuerwehrhaus, wo man durch den Torbogen in den Zielkanal gelangt – von hier sind es maximal noch 100 m. Vereinzelt Beifall von anderen Läufern, die wie es scheint schon auf dem Weg zu ihren Autos sind.


|2.5 | Ende im Gelände – im Ziel nach Km 100,2 |

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Und dann bin ich endlich wieder zurück, endlich an der Stelle angekommen, wohin mein Blick  schon seit meiner Ankunft gestern Abend gerichtet war. Hier wo auch mein Nachtlager aufgeschlagen war – auf das Ziel und den Zielkanal. Die letzten Meter bis ins Ziel sind immer die emotionalsten – man ist froh und stolz darüber, dass es vorbei ist und man es geschafft, aber auf der anderen Seite schwingt ein wenig Wehmut mit – weil es vorbei ist.

Ich kann mein Auto sehen, die geschlossenen Zeltreihen von gestern Abend haben sich schon deutlich gelichtet. Hinter dem Zielbogen bekomme ich von einem ganz kleinen Jungen meine Medaille um den Hals gehangen bekomme. Ich muss mich ziemlich weit nach unten bücken, damit ihm dies auch gelingt. Es hat aber sichtlich Spaß daran einem jeden das hart erkämpfte Metall zu überreichen. Nach dem Abklatschen geht es 20 Meter weiter ins Dorfgemeinschaftshaus – hier geht gerade die Siegerehrung zu Ende. Es folgt das obligatorische Klarkommen mit dem Kopf auf dem Tisch.

Im Dorfgemeinschaftshaus treffe ich den Bayern aus Bochum wieder, den ich auf der Strecke kennengelernt hatte und mir erzählt hatte, dass er regelmäßig im Weitmarer Holz trainiert u.a. mit Oli, Harald und Konsorten. Danach mit meinen letzten Kräften mein Finisher-Shirt mit dem ersten Stern abgeholt. Beim Verlassen hatte ich mich dann zwar noch nach den Duschmöglichkeiten erkundigt, aber irgendwie war ich so direkt nach dem Ziel ein wenig durch den Wind, dass ich nur Bahnhof verstanden habe und mir das Duschen vor der Heimfahrt kurzerhand geknickt habe.

Sportlich betrachtet, habe ich für den letzten Abschnitt über 24,2 km vom Sportplatz in Finsterberge bis ins Ziel ganze 03:42:32 benötigt, was einer Pace von 09:12 km/ min entspricht und im Vergleich zu den anderen Abschnitten extrem langsam ausgefallen ist. Meine Zielzeit für die 100.20 km beträgt 14:38:27 h – spekuliert hatte ich vorher mit einer Zeit zwischen 14-15 Stunden – was will ich mehr Punktlandung! Klar wäre auch mehr drin gewesen, aber es war auch so ein lohnenswertes Erlebnis.


Rückfahrt und Nachklang

|3.1 | Der anstrengende Teil des Tages |

Duschen vor der Rückfahrt wäre zwar schön gewesen, aber in meinem Zustand wäre das eine abendfüllende Aufgabe geworden. Kalt wird mir aber trotzdem relativ zeitnah zum Zieleinlauf, deshalb so schnell wie möglich raus aus den durchgeschwitzten Laufklamotten und eine trockene Baumwollschicht drüber geschmissen. Sofort losfahren ist aber keine gute Idee, deshalb starte ich zwar den Motor, schmeiß die Heizung an und schließe meine Augen für mal 5 Minuten zum Klarkommen. Nachdem das Navi auf Heimweg programmiert ist, schalte ich die Lichter an und verlassene gegen 19.00 Uhr die Veranstaltungswiese. Es wartet auf mich eine knapp vierstündige Rückfahrt, was ausgeruht schon ziemlich ermüdend ist, wird im Zustand ausgeprägter körperlicher Erschöpfung eine weitere Herausforderung.

Vollsperrung A7 Kassel – zum Glück muss ich nichts weiter tun, als meinem Navi zu vertrauen, das die Umleitungen in seine Streckenberechnungen integriert und mich dann hoffentlich sicher nach Hause dirigiert. Die Vollsperrung bedeutet zudem eine Rückfahrt auf Landstraßen über die Dörfer – nach den Navi-Problemen bei der Anfahrt bestehen bei mir lange Zeit Zweifel daran, ob ich auch wirklich dahin komme, wo ich hin will – aber am Ende wird wie immer alles gut.

Der Weg durch die Dörfer gestaltet sich aber anstrengender als gedacht. Nach einer Stunde Autofahrt brauche ich ganz dringend ein Pause, auch um meine Energietanks aufzuladen. Am angesteuerten Autohof gibt es leider nur McDonalds – naja egal – in der Not frisst der Teufel Fliegen und so eklig wird es schon nicht werden, dachte ich zumindest vorher. Dann wurde es kalt, fade und irgendwie aufgewärmt aber auf keinen Fall frisch! Oder habe ich mir meine Geschmacksnerven durch die in der Überdosis Cola enthaltenen Phosphorsäure verätzt? Was der tatsächliche Grund meiner temporären Geschmacklosigkeit war, ist nachträglich nicht festzustellen, aber ich bin mir fast sicher, so schlecht habe ich mindestens schon so lange nicht mehr gegessen, wie ich das letzte Mal eine von diesen McDonalds-Filialen betreten habe.

Ich frag einmal mehr wie sich diese Läden so lange hier in Deutschland halten konnten und vor allem warum da immer noch so viele Leute hingehen. Mehr Schein als Sein und dazu total überteuert – naja egal – die Werbepropaganda scheint immer noch zu funktionieren. Aber ok wollen wir nicht zu kritisch sein, der aufkommende Hunger ist für den Moment zumindest beseitigt und meine McDreck-Aversion für das nächste Jahr aufgefrischt. Beim Blick auf den Kassenzettel muss ich kurz schmunzeln: “ Erlebnisrestaurant McDonalds in Hessisch Lichtenau, 20:31 Uhr – 12.15€ für TS, 2xCB, 2xCB, 2x SSS, MSV“ – danke für dieses Erlebnis – es wird mir eine Lehre sein!!!

Mit gefülltem Magen und dem Eintreten der Dunkelheit wird es noch schwerer zwischendurch nicht doch mal kurz die Augen zu entspannen – als mir das bewusst wird, geht es direkt raus auf den nächsten Parkplatz – einmal aufstehen, Beinevertreten soweit das in meinem Zustand überhaupt möglich ist, dann kurz fünf Minuten einfach die Augen zu machen und weiter geht die Fahrt. Ich bin mittlerweile 22 Stunden wach, was grundsätzlich natürlich nichts Unmenschliches ist. Aber nach der Intensität des Tages die eigene Konzentration so aufrecht zu halten, dass man mit dem Auto sicher nach Hause kommt, ist ohne Go-Pillen in jedem Fall eine Herausforderung. Um 23:40 bin ich endlich zu Hause angekommen, aber irgendwie weniger müde als zuvor. Es macht sogar den Anschein als würde ich sogar wieder fit, wahrscheinlich weil der Totpunkt überwunden ist, denn der Schein trügt. Als ich nach der Dusche im Bett liege und über den Tag nachdenke, bin ich auch fast direkt eingeschlafen. Oh man, was ein lebenswerter Tag das heute wieder war – Danke dafür…


|3.2 | Weisheiten und Erkenntnisse für später… |

  1. Denke immer nur von VP zu VP – beim ultralangen Laufen ist es abgesehen von der Rennplanung vorteilhaft sich gedanklich nicht zu weit in der Zukunft zu bewegen – was im wahren Leben durchaus ratsam ist, ist beim Ultra vor allem zu Beginn alles andere als förderlich.
  2. Im Hier und Jetzt hat man einfach keinen direkten Einfluss auf das, was zu einem späteren Zeitpunkt in einem Rennen passieren wird. Das was zählt ist der nächste Schritt und nicht der übernächste oder überübernächste.
  3. Es lässt sich zwar einiges an Motivation aus der zurückgelegten Distanz generieren, aber der Blick zu weit nach vorne ist angesichts der für das Gehirn nur schwer vorstellbaren Distanz demoralisierend und in einer gewissen Weise auch beängstigend, da der Verlauf mit vielen Unsicherheiten behaftet ist und hier und da auch die ein oder andere Krisen überstanden werden müssen, die vorher sowieso nicht im Detail eingeplant werden können.
  4. Man sollte sich schon vor dem Start drauf einstellen, dass der Zeitpunkt für eine Krise früher oder später kommen kann, denn dann gilt es Lösungsstrategien zu entwickeln oder auf diese mit bereits erprobten Verhaltensstrategien zu antworten.
  5. Besonders hilfreich empfand ich diesmal das Kreieren von Zwischenzielen – die ersten 10, der erste Halbe, 25 = 1/4, 30, 33 = 1/3, 40, 42 -der erste M, 45 UM ist geschafft. Diese Strukturierung der Strecke in verdauliche Häppchen hat diesmal richtig gut geklappt.
  6. Vorteilhaft war zudem auch, dass ich es diesmal im Gegensatz vielleicht zum Hollenlauf gut geschafft habe, mich immer und immer wieder innerlich für das Erreichen der Zwischenziele zu feiern.
  7. Also nur im Hier und Jetzt denken. Dir geht es in keinem Fall besser, wenn du bei km 20 bist, aber schon über km 90 nachdenkst.
  8. Sich Schritt für Schritt dem Ziel annähern und immer wieder versuchen sich aktiv durch Selbstgespräche zu pushen – immer wieder das eigene Tun aufs Neue positiv bestätigen. Eigenlob stinkt, tut aber ungemein gut!!
  9. Freude, das Erreichen der Zwischenziel innerlich feiern – sich pushen, die Faust ballen, sich selbst auf die Schulter klopfen immer und immer wieder – in den Momenten unbezahlbar.

|3.3 | Und immer wieder Pseudoprobleme… |

Trotz der neuen Pulsuhr hat die Akkulaufzeit nicht für die komplette Wettkampfdauer ausgereicht bzw. der Akku hat sich frühzeitig verabschiedet. Danach wurde es wie gewohnt zäh, fehlende Ablenkungsmöglichkeit durch die Uhr, weil keine gedanklichen Zahlenspiele mehr möglich sind, zu viel Fokus auf die zunehmende Erschöpfung, weil man sich auch an der Umgebung satt gesehen hat…

Mein Glück im „Unglück“ war sowohl die Streckenführung aber auch die allgegenwärtigen VPs. Streckenführung war deswegen vorteilhaft, weil ich die Strecke vorher nicht wirklich kannte und für mich alles neu war – vermutlich liegt genau in diesem Punkt die Schwierigkeit beim Hollenlauf, den ich mittlerweile schon dreimal gelaufen bin. Das erfordert irgendwie eine andere Herangehensweise, die das erfolgreiche Absolvieren verkompliziert. Beim VIVAWEST-Marathon, den ich schon fünfmal gelaufen bin, ist es vergleichbar, allerdings ist der VIVAWEST eben nur ein Marathon und dauert nicht länger als zwölf Stunden…

Lange Rede, wenig Sinn – ich benötige eine Lösung für das Problem mit der Akkulaufzeit: Vielleicht sollte ich mir für den nächsten längeren Kanten eine Powerbank zum Nachladen des Akkus beschaffen oder halt eine Uhr die über eine längere Akkulaufzeit verfügt, die der Garmin FR 35 reicht jedenfalls nur für 11:30 h, aber immerhin, der alte Akku hatte es keine 2h mehr gebracht…

Verpasste Pastaparty – 3 Riegel zum Abendbrot waren vielleicht nicht wirklich optimal, aber bei der Vollverpflegung auf der Strecke und meinen vorhandenen Reserven in jedem Fall zu verschmerzen und optimal kann ja auch jeder…

Um sich den Anreisestress bei den nächsten längeren Fernfahrten zu unbekannten Startorten zu sparen, sollte ich mal über  ein neues Navi nachdenken!!!


als Alternative: der Thüringen Ultra 2017 in bewegten Bildern + mit Musik!!!


In dem Sinne keep on Running und Rock *N* Roll

Über SohlenRocker

Irgendwas zwischen laufverrücktem Kilometerfresser & multibewegtem Blogger. Ansonsten naturverbunden, outdoorbesessen, wissbegierig, sozialverträglich und ewiger SocialMedia-Neu-Entdecker...
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17 Antworten zu Der Wald ruft zur Bewährungsprobe im Freistaat – 100 km um den Inselsberg beim 11. Thüringen ULTRA 2017

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  4. ultraistgut schreibt:

    Du hast es geschafft ! Glückwunsch ! Bist mir nicht böse, wenn ich deinen “ Roman “ nicht vollständig lese, aber das Wichtigste habe ich mir heraus gepickt. Geht doch !

    Mal sehen, wie lange es dieses Mal dauert, bis du meinen Kommentar beantwortest ! 😉

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    • SohlenRocker schreibt:

      Ja, endlich hat es mal wieder bis ins Ziel gereicht! Erste Zweifel kamen schon auf, aber ich glaube den Erfolgsschlüssel gefunden zu haben – ich sollte der Erholung mehr Beachtung schenken und an der Periodisierung-Schraube darf auch noch nachjustiert werden…
      Und ich war dieses Mal wirklich um eine zeitnahe Antwort bemüht & und wegen dem Nichtlesen böse? Natürlich nicht, wäre mir defintitiv auch zu lang gewesen…
      also die besten Grüsse….

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  5. speedhiking schreibt:

    Wow, Respekt! Sehr schöner Bericht auch und ein superschönes Inhaltsverzeichnis! 🙂

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    • SohlenRocker schreibt:

      Inhaltsverzeichnis ist leider nur als jpg eingefügt, bin nicht so der WP-Profi?! 🙂 habe aber auch aktuell wenig Lust/ Zeit mich in die Anker-Funktionsweise einzuarbeiten – die es bestimmt gibt, also so eine beitragsinterne Linksetzungsfunktion..,

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  8. Andreas Haverkamp schreibt:

    Hey Christian, schade das du meine Erfahrungsberichte so negativ wahrgenommen hast. Bei falscher Nahrungsaufnahme oder bei dieser in falscher Reihenfolge kann es zu einer Gäärung/Übersäuerung im Magen kommen und da hab ich für mich die 12-13 Stundenregel rausgefunden, die es gielt zu überstehen damit es nicht zu Komplikationen kommt.Der TU ist nach einem Jahr verletzungsbedingter Laufpause ein schwerer Einstieg für mich gewesen und ich hatte auch meine Tiefphasen.Das dies mit zum Ultralaufen dazu gehört und du auch manchmal nicht aus deiner Haut kannst ist zweifelsohne wahr. Jemanden bei einem Lauf negativ zu beeinflussen/zumüllen lag sicherlich nicht in meiner Absicht.Sorry dafür. Ich mache es einfach immer wie sonst und laufe einfach schneller wie du, dann kommt es auch nicht mehr zu solch einer Situation. Beste Grüße Andreas

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  9. SohlenRocker schreibt:

    Grüss dich Andreas – ich denke meine situative Wahrnehmung war ganz einfach durch die Begleitumstände (zunehmender Erschöpfungsgrad, bei fordernder Topografie) ein wenig getrübt. Bevor es in den Anstieg ging, war ja auch alles heiter bis lustig – aber sobald ich mich auf den Weg in eine zu bewätigende Krise befinde, weiss ich aus Erfahrung, dass ich da nur wieder rauskomme, wenn ich mich voll und ganz auf mich und meine Gedanken konzentrieren kann – und dass in diesem Moment Bilder von Aufgeben oder Magenproblemen eher kontraproduktiv sind, steht außer Frage. Wie gesagt, es war nicht das erste mal, dass ich in solch einer Situation gewesen bin, normalerweise gelingt es mir auch dies dann zu kommunizieren – nach dem Motto: „Lauf schon mal vor – ich brauch gerade mal etwas Zeit für mich“, also nimm’s nicht zu persönlich, denn es war absolut nichts gegen dich!!! Alles ist super – ich mag dich trotzdem noch!!! 😉 Auf dass du in Zukunft wieder vor mir ins Ziel kommst!!! In dem SInne Beste Grüsse, bis demnächst und Rock ’n‘ Roll!!!

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